Von dem ältesten Windmühlentyp, der Bockwindmühle, die um 1180 in Europa entwickelt wurde, sind noch 4 Exemplare erhalten. Im Lauf der Zeit sind die meisten alten Bockwindmühlen durch stabilere und leistungsfähigere Kappenwindmühlen (Holländermühlen) ersetzt worden.
Die Bockmühle im LVR-Freilicht-Museum Kommern in Mechernich stammt ursprünglich aus Titz-Spiel, wo sie 1782 errichtet wurde (urkundlich seit 1711). 1959 wurde sie in das Museum transloziert. Sie verfügt über einen Steinmahlgang.
Spieler Mühle in Kommern
Die Düppelsmühle in Titz wurde hier 1830 errichtet, vorher stand sie seit 1708 in Hürth-Efferen (urkundlich seit 1559). Stillgelegt 1952 blieb sie aber erhalten und wird in Privatbesitz gepflegt. Nach starker Zerstörung bei einem Unwetter 2014 wurde sie 2016 erneuert.
Düppelsmühle in Titz
Die Narrenmühle in Viersen-Dülken wurde 1809 errichtet und 1906 stillgelegt. Die Stadt übernahm die Mühle, hob sie um 1,80 m an und versah sie mit einem steineren Unterbau, der als Museum dient. Ihren jetzigen Namen verdankt die Mühle der Dülkener Narren-Akademie, die darin residiert und die Mühle pflegt. 2020 wurde sie zerlegt und komplett saniert.
Narrenmühle in Dülken
Die Bockmühle in Tönisberg wurde 1802 errichtet und 1913 stillgelegt. Sie verfügt über 2 Mahlgänge. Starke Beschädigungen aus dem 2. Weltkrieg wurden 1949 repariert, 1968-72 erfolgte nach völliger Zerlegung eine Instandsetzung. 2023/24 wird nach Abnahme des kompletten Kastens der tragende Bock erneuert. Betreuung erfolgt durch den Heimatverein Tönisberg.
Tönisberger Mühle
Bockfuss der Spieler Mühle mit Kreuzschwellen, dem senkrechten Hausbaum und den tragenden schrägen Streben.
Sattel der Düppelsmühle. Der mit gesplinteten Ankerzapfen gefügte Sattel umfasst und trägt den Hausbaum. Er ruht auf den eingezapften Streben und trägt über ein Gleitbrett einen Teil des Kastengewichtes.
Während alle vorgenannten Bockwindmühlen mit Segelgatterflügeln ausgestattet sind, gab es in Elsdorf-Höllen (nördlich des Braunkohle-Tagebaus Hambach) eine Besonderheit. Die 1830 erbaute Bockmühle wurde im Zug von Modernisierungsmaßnahmen in der Hitler-Zeit mit moderner Technik und Metallflügeln ausgestattet, als erste in der damaligen Rheinprovinz. Diese Drehheckflügel (Bilau-Ventikanten), paarweise montiert 1934/38, wurden der Mühle zum Verhängnis, als sie im März 1983 vom Blitz getroffen abbrandte.
Höller Mühle 1976
Höller Mühle 1984
Aus der Bockwindmühle entstand als Weiterentwicklung die Kokermühle, die besonders in den Niederlanden als Schöpfmühle zum Einsatz kam. Dafür ist es erforderlich, die Antriebskraft zentral bis zur Erde zu führen (was bei der Bockmühle nicht geht ), um dort Archimedische Schrauben oder ein Schöpfrad anzutreiben. Dazu wurde der Mühlenkasten extrem verkleinert, nimmt nur noch die Flügelwelle und das Getriebe für die senkrechte Königswelle auf und kann von außen um einen hölzernen Köcher (ndl.: Koker) gedreht werden. Der Kasten ruht auf einem erhöhten Pyramiden-Unterbau, in den zentral oben der Koker eingebaut ist und in dem die Königswelle sich frei drehen kann. Der nach oben spitz zulaufende Unterbau bietet wenig Raum, was für Schöpfmühlen auch nicht nötig war. Dennoch wurden auch Kokermühlen für Mahlbetrieb eingerichtet.
Die Kokermühle in Geldern- Walbeck ist die einzige Mühle dieser Bauart im gebiet des Rheinischen Mühlenverbandes. Sie wurde vor 1800 in Holland als Sägemühle gebaut, zwischen 1825/30 nach Walbeck umgesetzt und als Säge- und Graupenmühle, später als Mahlmühle genutzt. 1952 wurde sie stillgelegt. Das Mahlwerk ist entfernt.
Hier ist das untere Ende des Kokers im Unterbau sichtbar. Die Königswelle ist entfernt.
Kokermühle in Walbeck
Östlich von Nimwegen, nur 212 m hinter der deutschen Grenze liegt in Persingen in den Niederlanden die Thornsche Molen. Sie wurde 1495 erstmals urkundlich erwähnt. 1940 warf ein Sturm die Mühle um, der Wiederaufbau wurde im Krieg 1944 total zerstört.
Im Jahr 2015 erfolgte ein Neubau der Mühle mit einem Steinmahlgang durch eine Stiftung.
Thornsche Molen (NL)
Der Mühlentyp der Paltrockmühle, bei dem ein sehr großer Mühlenkasten auf einem auf der Erde gelagerten Drehkranz in den Wind gedreht werden kann, kommt im Rheinland nicht vor.